Ahausen wandert

Eine Aktion im Rahmen des Jubiläums 700-Jahre-Ahausen

Lagebesprechung kurz vor dem Start. Der Diplom-Geophysiker Gerd Mathes (li)) und Berthold Grün, Vorsitzender des örtlichen Heimatvereins und Vorsitzender des Organisationsteams zum Dorfjubiläum sind zuversichtlich. Denn schlechtes Wetter gibt es nicht, nur falsche Kleidung.

Für Ahausen war das heute ein besonderer Tag, denn das große Jubiläumsjahr 700-Jahre-Ahausen, für 2020 vorbereitet und organisiert, ist seinerzeit Corona zum Opfer gefallen. Es gab eine glanzvolle Eröffnungsveranstaltung – ein rauschendes Fest – und wenige Wochen später kam dann die Absage. Schade, doch einige Termine wurden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, wie die Grenzwanderung mit dem Diplom-Geophysiker Gerd Mathes aus dem benachbarten Tiefenbach.

Viel Regen und viele Teilnehmer

Es war ein Sonntag im Dauerregen, doch weit über 100 Wanderer zeigten sich wetterfest und beteiligten sich an diesem interessanten und lehrreichen Rundgang. Berthold Grün, der mit seinem Team für die Fest-Organisation verantwortlich war, zeigte sich auch sehr zufrieden über die große Teilnehmerschar. Locker, launisch und mit viel fachlichem Gehalt startete dann auch Gerd Mathes die Exkursion durch die Dorfstraße mit ersten Hinweisen auf geologische Besonderheiten, die dem unbedarften Spaziergänger kaum auffallen.

Wunderschön restauriertes Denkmal

Das ist die Welt von Gerd Mathes. Er kennt nicht nur jeden Stein in der heimischen Region, auch über die die Bergbaugeschichte in der Lahn-Dil-Region weiß er bestens Bescheid. Der Bergbau hat lange Jahrzehnte den Menschen hier Brot und Arbeit gegeben. Die ehemalige Verladestelle in Ahausen liegt mitten im Nationalen GeoPark Westerwald-Lahn-Taunus.

Einen kleinen Höhepunkt gab es dann am Ortseingang, an der ehemaligen Erzaufbereitung und Verladestelle, die auch sofort von dem Referenten als „wunderschön restauriertes Denkmal des Eisenerzbaus unserer Region“ gelobt wurde. Hier hat sich auch der Heimatverein Ahausen e.V. große Verdienste erworben. In mühsamer Kleinarbeit und in unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden wurde die vor Jahren heruntergekommene Anlage instand gesetzt, die jetzt die Gäste und Besucher des Ortes begrüßt. Aus den Gruben Allerheiligen und Justine kamen hier die noch etwas groben und unförmigen Erzbrocken an, um in Brecheranlagen verkleinert und aufbereitet zu werden. Über Rutschenöffnungen mit großen Metallschiebern, die heute noch gut sichtbar sind, gelangte das Erz dann in die Loren auf die andere Lahnseite, zum Verladen und Abtransport mit der Eisenbahn. Die dortige Verladeeinrichtung befindet sich heute im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum, informierte dazu Gerd Mathes.

Bergbau entlang der Lahn

Entlang der Lahn führte dann die Wanderung bis nach Selters, unterbrochen durch einen Stopp auf der Löhnberger Seite, wo ein kräftiger Imbiss wartete und es weitere bergbauliche Informationen gab. Denn hier wurde aus der Grube Buchwald das Eisenerz über die Lahn gebracht und in die großen Waggons der Bahn verladen. Das ist lange vorbei, doch heute kommt hier der weiße Ton aus dem Westerwald an, wird verladen und in Italien zu hochwertigem Keramik verarbeitet.

Auf der Höhe zwischen Selters und Drommershausen, am Standort der Bornberghütte unter einer 500-jährigen Eiche gab es noch einmal einen herrlichen Rundumblick in den Westerwald und den Taunus, den allerdings der Regen und die tiefen Wolken etwas einschränkte. Zurück ging es dann über den Schwabenhof zum Ahäuser Bürgerhaus, wo die Metzgerei Plume aus Freienfels die vielen Wanderer und Gäste aus Nah und fern mit deftigen Köstlichkeiten versorgte.

Natürlich gab es auch trockene Momente. Hier, an der Grenze zwischen Ahausen und Selters wurde früher Eisenerz im Tagebau abgebaut. Das große Loch ist zwischenzeitlich verfüllt und wurde lange Jahre als Müllkippe genutzt. Zum Schluss landete hier der gesamte Müll des Landkreises.

Weinstöcke und ein Dankeschön

Gruß- und Dankesworte gab es dann von Berthold Grün, dem Schirmherren des Jubiläums, Bürgermeister Dr. Johannes Hanisch und der Ortsvorsteherin Anja Ludwig. Abgerundet wurde dann der Tag mit einer Andacht und einer Gedenksteineinweihung von Pfarrerin Doris Volk-Brauer, die als Geschenk zwei Weinstöcke mitbrachte, die Ahausen Glück und eine gute Zukunft bringen sollen.

Text und Fotos: Hartmut Bock

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