Der Jakobsweg und Drommershausen

Ortwin Keiner kümmert sich seit langen Jahren um die ehemalige Wallfahrtsstätte, die in der Region oft „Kloster“ genannt wird. Hier war aber nie ein Kloster, so Ortwin Keiner.

Interessant, spannend und kurzweilig – die Winterwanderung des Turnvereins

Wer früher auf dem Jakobsweg von der alten lettischen Hansestadt Riga in das spanische Santiago de Compostela pilgerte, der kam an der Wallfahrtstätte Pfannstiel in der Nähe von Drommershausen vorbei. Das war eine von vielen interessanten Informationen, die es bei der Winterwanderung des Spiel- und Turnvereins Drommershausen gab.

Vorsitzender Peter Keller freute sich über die rege Beteiligung. Dabei entschuldigte er Gerd Mathes, der ursprünglich die Führung übernehmen sollte, der aber aus privaten Gründen verhindert war. Doch der Vorstand hatte rasch ein attraktives Alternativprogramm organisiert, welches mit einem Stopp an der früheren Wallfahrtsstätte Pfannstiel begann. Ortwin Keiner, der sich seit Jahren mit der Historie der Anlage beschäftigt und hier zu fast jedem Stein Auskunft geben kann, informierte über den Werdegang dieser geschichtsträchtigen Stätte, von der heute nur noch Mauerreste zu sehen sind. Die erste Erwähnung war im Jahre 1364, doch erst 1461 wird von dem Bau der Kirche berichtet. Anlass war ein Standbild der Heiligen Jungfrau Maria, welches in einem Baum gefunden wurde, so die Überlieferung. Bereits kurze Zeit später im Jahre 1489 vernichtete ein Brand große Teile des Anwesens. Der Wiederaufbau mit der Vollendung des Kirchenbaus erfolgte dann bis 1517.

Doch die Wirren der Reformation erreichten auch die Wallfahrtsstätte

Im Jahr 1526 führte Graf Phillip III. von Nassau Weilburg die Reformation in seiner Grafschaft ein, Zahlungen wurden eingestellt, doch die Kirche blieb bestehen. Ein langsamer Verfall setzte ein, es gab keine katholischen Gottesdienste mehr, Baumaterialien fanden Verwendung in den umliegenden Orten und sogar in der Weilburger Schlosskirche finden sich Teile der früheren Wallfahrtsstätte, berichtet Ortwin Keiner. Heute erinnert dort ein Altar, ein Johanniterkreuz und eine Informationstafel an die früheren Zeiten. Der Ort ist immer noch ein beliebter Anlaufpunkt, denn Wanderer und Besucher finden hier Ruhe und Besinnung.

Dem Wald geht es nicht gut, das stellt jeder aufmerksame Spaziergänger fest. Markus Obach berichtet hier, mit welchen Strategien eine Verbesserung geschaffen werden soll.

Der Wald im Stresszustand

Über den Wald rund um Drommershausen berichtete Markus Obach, der als Förster für den Staatswald in Weilburg zuständig ist. Seine Familie wohnt seit wenigen Jahren auf dem örtlichen Sonnenhof und baut diesen als Pferdehof mit einem umfangreichen Angebot aus.

Der Wald ist im Stresszustand, denn die großen Windwürfe im Jahre 2018, drei Dürrejahre und dazu große Hitzeperioden haben erhebliche Schäden verursacht.

In den geschädigten und geschwächten Fichtenbeständen hat sich der Borkenkäfer breit gemacht. Doch auch die Buche, ein typischer hessischer Baum, ist geschädigt und hat zu den großen Lücken im Wald beigetragen. Eine Situation die rund um Drommershausen zu beobachten ist. Offen ist die Frage, wie es weiter geht, denn Holz ist ein begehrter Baustoff, die Nachfrage ist groß und das Holzgewerbe mit allen Betrieben die dazu gehören ist einer der größten Wirtschaftszweige in Deutschland mit vielen Arbeitsplätzen.

Am Beispiel einer Schonung mit einer Neuanpflanzung der Elsbeere erläutert Markus Obach die neuen Strategien. Es handelt sich um eine licht- und wärmeliebende Baumart, die in die Zeit passt. Die Suche nach den richtigen Baumarten läuft immer noch, auch die Fichte ist noch im Rennen, aber nur dort wo sie hinpasst. Der Aufbau neuer klimarobuster Bestände, die veränderten Bedingungen standhalten ist daher das Gebot der Stunde.
Eine Gefahr für den Wald sind auch zu große Wildbestände, wie Markus Obach ausführte. Durch Schäden entstandene große Freiflächen und Heckenbewuchs bieten ideale Lebensbedingungen für Schalenwild, das sich in den letzten Jahren stark vermehrt hat und an jungen Bäumen große Fraßschäden anrichten kann. Deswegen ist im Interesse des Waldes eine Regulierung erforderlich.

Landwirtschaft und Energiewirtschaft – das passt gut zusammen, erklären die Brüder Holger und Rainer Gath. Der Betrieb nutzt tierische Abfälle und nachwachsende Rohstoffe zur Erzeugung von Methangas.

Landwirtschaft und Energie – das passt zusammen

Weiter ging es zum Walterhof in der Gemarkung Ahausen. Hier wartete ein kräftiger Imbiss auf die Wanderer und eine interessante Betriebsbesichtigung durch die Brüder Holger und Rainer Gath. Im Jahre 1965 wurde der Betrieb aus der Ortslage von Ahausen ausgesiedelt und begann mit einem Bestand von 14 Milchkühen. Aus jetziger Sicht kaum vorstellbar, denn heute werden hier hundert Milchkühe gemolken und 260 Hektar Land bewirtschaftet, von denen 80 Hektar Grünland sind. Die Milch wird vollständig über die Schwälbchen Molkerei in Bad Schwalbach vermarktet. Der Maschinenpark des Unternehmens wird zur besseren Auslastung zusätzlich für den Lohneinsatz genutzt, ein zweites Standbein, um den Betriebserfolg zu sichern. Denn der Krieg in der Ukraine hat auch die Betriebsmittel stark verteuert. So ist Stickstoffdünger von 200 Euro/Tonne auf zeitweise auf 900 Euro gestiegen, informierte Holger Gath.

Interessantester Aspekt des Ortstermins waren die riesigen Biogasanlagen auf dem Hof, die dem Besucher sofort ins Auge fallen. Organisches Material, Stallmist, Gülle, aber auch pflanzliches Material aus nachwachsenden Rohstoffen wird hier in Energie umgewandelt, wie Rainer Gath berichtet, der für die Technik der Anlage verantwortlich ist. In einem Umsetzungsprozess entsteht Methangas, welches über ein Blockheizkraftwerk in Wärme und Strom umgewandelt wird. So wird beispielsweise die benachbarte Gagernschule mit rund einer Million Kilowattstunden Energie beliefert. Mit dem größten Teil der Energie wird Strom erzeugt, der in das örtliche Stromnetz eingespeist wird. Insgesamt produziert die Anlage vier Millionen Kilowattstunden an Energie. Auch die Reste der Vergärung werden genutzt, es entsteht wertvoller Dünger für landwirtschaftliche Flächen, der auch von anderen Betrieben nachgefragt wird.

Die Neumühle im Grundbachtal. In Drommershausen wird sie „Jungs-Mühle“ genannt, denn lange Jahre lebte und arbeitete hier die Familie Jung.

Eine Mühle am Wegesrand

Letzter Anlaufpunkt der interessanten Wanderung war die Neumühle im Grundbachtal. Über ihre Geschichte berichtete Martin Jung, der hier bis 1981 lebte. Vorfahren von ihm haben um 1900 das Anwesen gekauft und dort eine Mühle betrieben. Das Wasser des vorbeilaufenden Grundbachs wurde über einen Mühlgraben auf ein acht Meter hohes Mühlrad geführt und die damit erzeugte Energie für das Mahlen von Getreide genutzt. Früher war es wohl eine Öl- und Schleifmühle, die dem Schleifen und Schärfen von Werkzeugen und der Ölgewinnung diente. 1957 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt und das Anwesen im Grünen nur noch zum Wohnen verwendet, berichtet Martin Jung. Die Familie Jung ist übrigens der Namensgeber, denn in Drommershausen wird nur von „Jungs-Mühle“ gesprochen.

Martin Jung berichtet hier über die Geschichte von „Jungs-Mühle“. er kennt sich aus, denn lange Jahre hat er hier gelebt.

Eine stramme Wanderung mit vielen Infos und gelaufenen Kilometern fand in der Mehrzweckhalle Pfannenstiel ihren Abschluss mit einem deftigen Eintopf, der auch besonders gut schmeckte. Peter Keller, der Vereinsvorsitzende zeigte sich rundum zufrieden und versprach die Fortsetzung im nächsten Jahr.

Zum Abschluss ein deftiger Eintopf. Das gab es für die Teilnehmer der Winterwanderung in Drommershausen. Eine gut organisierte Veranstaltung mit vielen Informationen, die Spaß gemacht hat.

Text und Fotos: Hartmut Bock

Noch einige Fotos:

100 Milchkühe auf dem Walterhof produzieren viel Milch die von der Schwälbchen Molkerei weiter verarbeitet wird. Doch es fällt auch viel Stallmist an, der in die Biogasanlage wandert.
Moderne landwirtschaftliche Betriebe benötigen heute einen großen Maschienenpark. Auf dem Walterhof werden die Geräte für den Betrieb und den Lohneinsatz genutzt.
Peter Keller war rundum zufrieden. Er bedankte sich bei allen Teilnehmenden und auch bei den Referenten für die vielen Informationen.

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